Standorte der Glasstadt Weißwasser
Glas ist bereits genauso alt, wie die Erde selbst.
"Glas kann bei hoher Temperatur, wie zum Beispiel bei der Eruption eines Vulkans oder bei einem Blitzeinschlag, entstehen. Prägte für lange Zeit Handarbeit das Glasgewerbe, wurde mit der Industriellen Revolution ab Mitte des 19. Jahrhunderts die Handarbeit zur Industrieproduktion. Das Fundament für die moderne Glastechnologie legten Otto Schott und Ernst Abbe in Jena. Die Erfindung des Wannenofens durch Friedrich Siemens im späten 19. Jahrhundert ermöglichte dann die kontinuierliche Fertigung und den Einsatz von Maschinen. Die Glasindustrie boomte. So auch in Sachsen. Durch die geologischen Gegebenheiten des Muskauer Faltenbogens und dem damit verbundenen Ressourcenreichtum an Braunkohle und Quarzsanden waren die Voraussetzungen in der Region um Weißwasser/Oberlausitz im besonderen Maße gegeben. Weißwasser/O.L. wurde Anfang des 20. Jahrhunderts mit elf Glashütten Europas bedeutendster Standort der Glasindustrie. Die wichtigsten für die industrielle Produktion von Glas benötigten Rohstoffe - feiner Glassand und anfangs Holz, später auch die Braunkohle - konnten direkt vor Ort abgebaut werden. Die 32 Glasbetriebe des Muskauer Faltenbogens (sogar bis zu 47 im nahen Umfeld) zeugen von der Einmaligkeit der Nutzung dieser natürlichen Ressourcen.
Der große wirtschaftliche Erfolg der Glasproduktion zu Beginn des 20. Jahrhunderts zog bekannte Bauhausgrößen wie Wilhelm Wagenfeld und Ernst Neufert in die Region. 1935 übernimmt Prof. Wilhelm Wagenfeld die Position des künstlerischen Leiters der Vereinigten Lausitzer Glaswerke (VLG). Unter seiner Leitung entsteht bis 1946 ein neues, modernes und umfangreiches Glassortiment, welches allerhöchsten Qualitätsansprüchen gerecht und fortan unter der Qualitätsmarke „Rautenmarke“ vermarktet wird. Prof. Wilhelm Wagenfeld profilierte sich in seiner VLG-Zeit in Weißwasser zu dem Glasgestalter des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Das Wirken der Bauhäusler in der Region ist noch heute durch Bauten im Stil der Moderne und Neuen Sachlichkeit zu sehen.