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AOK-/Osram-Gebäude

Schillerstraße 1
02943 Weißwasser

Um die Unterbringungen der vielen in der Glasindustrie tätigen Arbeitnehmer in Weißwasser gewährleisten zu können, gaben nicht selten die Glasproduzenten selbst den Bau von Wohnraum in Auftrag. Auch das Gebäude an der Weißwasseraner Schillerstraße / Ecke Bautzener Straße ist zu diesem Zwecke entstanden. 

Von 1936 an wurde der Bau zur Unterbringung leitender Angestellter der OSRAM GmbH genutzt. Moderne Formensprache, wie beispielsweise die halbrunde Fassadengestaltung, spiegelten den sachlichen Zeitgeist der 1930er Jahre wider. Trotz der modernen Bauweise weist das Wohnhaus auch traditionelle Elemente des Heimatschutzstils auf. Einen regionalen Bezug bilden die durchgehend mit dem regional gewonnenen Isle-Klinker verblendeten Fassaden.

Nach Gründung der DDR beheimatete das Gebäude die SED-Kreisleitung, weswegen der Bau auch heute noch im Volksmund gerne als „kleiner Kreml“ betitelt wird. In diesem Nutzungszeitraum wurden einige bauliche Änderungen vorgenommen. Zur Bautzener Straße hin wurde neben einem zweigeschossigen Treppenhaus ein zweigeschossiger Bürotrakt angeschlossen. Trotz Bezüge zum ursprünglichen Bau durch einen verklinkerten Sockel oder in Klinker ausgeführte umlaufende Gesimsbänder, hebt sich der Erweiterungsbau durch seine Kubatur und die helle Fassadengestaltung deutlich vom Bestand ab.

Nachdem durch die Teilung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem Gebiet der DDR keine Ausbildungsstätte für Fachkräfte der Glastechnik mehr bestand, wurde die Errichtung einer Fachschule in Weißwasser beschlossen. Das neue Schulgebäude sollte an der Bautzener Straße, gegenüber dem OSRAM-Wohnhaus, entstehen. Bis Abschluss der Bauarbeiten an dem Bestand einer ehemaligen Villa und der Inbetriebnahme der Fachschule ab ca. 1954 wurde das „OSRAM-Gebäude“ übergangsweise als Teil der Glasfachschule genutzt.