Sächsische Höhere Textilfachschule
08468 Reichenbach/Vogtland
Der im Geist der Moderne errichtete Bau vereint Sachlichkeit und Funktionalität, seine Gestaltung drückt die Ansätze der Reformbewegung vom Anfang des 20. Jahrhunderts aus. Die vom Deutschen Werkbund angestrebte Veredelung gewerblicher Arbeit im Zusammenwirken von Kunst, Industrie und Handwerk wird in diesem Industrieschulbau begreifbar.
Das im Stil des Art-déco gestaltete Hauptgebäude steht unter Denkmalschutz. Um den viergeschossigen Mittelbau gruppieren sich nach Norden Seitenflügel mit weiteren Unterrichtsräumen und nach Westen Fabriksäle für den praktischen Unterricht. Der moderne Fabrikbau stand Pate für die Baukonstruktion aus Eisenbeton. Die rote Putzfassade wird durch dreieckige Pfeiler gegliedert. 14 Skulpturen an der Fassade der Treppenhäuser stellen die Jahreszeiten sowie den Handel in Bezug auf das Textilgewerbe dar. Sie stammen vom Leipziger Bildhauer Johannes Göldel, der u.a. in Leipzig die Bauplastiken an der Deutschen Bücherei und am Messehaus Petershof geschaffen hat.
Die Gründung der Schule geht auf den Schulreformer Carl Bruno Weinhold (1816–1871) zurück. Mit dem Ziel der beruflichen Qualifikation der Jugend richtete der Pädagoge mit Unterstützung des ortsansässigen Unternehmers Karl Gerber in den Räumen der Sonntagsschule eine Webschule ein. Als erste Ausbildungsstätte für Textilberufe in Sachsen und Thüringen entwickelte sie sich zu einer weltweit anerkannten Institution. Nach Erweiterungen und Ausbau wurde die Schule dann 1920 in „Sächsisch Höhere Textilfachschule“ umbenannt und der 1926/27 realisierte moderne Neubau geplant. Bis zur Schließung des Standortes im Jahr 2015 wurden im Schulkomplex Textilingenieure ausgebildet.
Nach Auszug der Westsächsischen Hochschule als letzte Nutzerin steht das Ensemble derzeit zum Verkauf.