"Ein Markenzeichen von Weltgeltung."
Blüthner Pianofortefabrik Leipzig
Ehemaliges Fabrikgelände Leipzig-West:
Friedrich-Ebert-Straße 67, 04109 Leipzig
Ehemaliges Fabrikgelände Leipzig-Leutzsch:
Franz-Flemming-Straße 39, 04179 Leipzig
Ehemalige Villa Blüthner:
Käthe-Kollwitz-Straße 46, 04109 Leipzig
Heutiger Standort der Julius Blüthner Pianofortefabrik GmbH:
Dechwitzer Straße 12, 04463 Großpösna
Die Geschichte der Blüthner-Flügel beginnt im Jahre 1853 in der Leipziger Westvorstadt, genauer an der heutigen Ecke Friedrich-Ebert-/Käthe-Kollwitz-Straße. Firmengründer Julius Blüthner, gelernter Tischler in einer Pianofabrik, entwickelte die nach ihm benannte Blüthner-Patentmechanik, die die Gebrauchseigenschaften, Klangschönheit und Haltbarkeit der Flügel um ein Wesentliches erhöhten und dadurch auch deren Qualität steigerten. Die Nachfrage stieg so rasant, dass die Räumlichkeiten bald nicht mehr ausreichten und eine Fabrik auf gleichem Grundstück errichtet wurde, in der ab 1864 100 Mitarbeiter die Flügel industriell fertigten. Die Blüthner Fabrikate wurden 1867 nicht nur auf der Weltausstellung in Paris, sondern auch auf der Industrieausstellung Chemnitz ausgezeichnet „wegen vorzüglicher Ausführung seiner Flügel und Pianos besonders aber für selbstständige Construction der Flügel und vorzüglicher Spielart und Tonschönheit derselben“. Die Ausstellungen bringen den Blüthner-Produkten große Aufmerksamkeit, die Nachfrage steigt weiter. Die Fabrikanlage wurde zwischen 1868 und 1870 mehrfach erweitert und eine Dampfmaschine als Hauptantriebsquelle in Betrieb genommen. Zur Fabrik gehörte jetzt auch ein Holztrocken-Speicher mit mehreren Stockwerken. Die Fabrik beschäftigt inzwischen 300 Mitarbeiter. Das Fabrikgebäude wird um einen dritten Flügel erweitert sowie um ein Gebäude zum Schneiden der Holzstämme. Zudem wird ein eigener „Concertsaal“ eingerichtet. Einige Werkstätten müssen im Laufe der Zeit ausgelagert und außerhalb des Fabrikgeländes untergebracht werden. Nach 1870 wurde ein neuer Flügeltyp entwickelt, der Aliquot-Flügel. Dessen Besonderheit war eine zusätzliche, gedämpfte Saite pro Ton, welche eine halbe Oktave höher gestimmt ist und somit die Aliquoten – die Hörbarkeit der Obertöne – verstärkt. Über eine Niederlassung in London und einem weltumspannenden Vertriebsnetz wurden die Instrumente in immer größerer Anzahl vertrieben. 1888 baut Blüthner ein Sägewerk in Leutzsch in der heutigen Franz-Flemming-Straße mit angeschlossenem Holzlager. Das Stammwerk verfügte um 1890 nach mehreren Erweiterungen und Neubauten über eine Produktionsfläche von rund 55.000 m² – manche Quellen sprechen sogar von 100.000 m². Die Arbeitsfläche wird innerhalb von 15 Jahren mehr als verdoppelt und Blüthners Pianofortefabrik zu einer der größten in Europa. Um die Jahrhundertwende hat die Firma rund 750 Mitarbeiter und die Jahresproduktion 1903 beträgt 3000 Stück. Während des Ersten Weltkrieg wurde die Fertigung auf Produkte für das Militär umgestellt. Nach 1919 begann ein Aufbau der alten Vertriebswege, sodass nahezu die alten Produktionszahlen wieder erreicht wurden. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Fabrik am Westplatz beim Luftangriff 1943 schwer getroffen und brannte bis auf die Grundmauern nieder. Nur die Fabrikantenvilla und zwei Wohnhäuser am Rand des Geländes blieben erhalten. Nach Kriegsende versammelten die Blüthners die noch lebenden, verstreuten Klavierbauer in Leipzig um sich und bauten die zerstörte Produktion wieder auf. Bereits 1948 begann auf dem Gelände des Sägewerkes in Leutzsch die Produktion von Instrumenten. Bereits 1953 war die Nachfrage nach Blüthner-Pianos wieder hoch. Bis 1966 blieb die Pianofortefabrik im Besitz der Familie, dann wurde sie halbstaatlich und sechs Jahre später komplett zum staatlichen Betrieb der DDR unter dem Namen VEB Blüthner Pianos. In den 1970er Jahren wurde auf dem Gelände in Leutzsch ein Neubau für 100 Arbeiter errichtet. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde der Betrieb reprivatisiert und wieder Eigentum der Familie Blüthner. 1994-1996 wurden neue Produktionsanlagen in Störmthal/Großpösna bei Leipzig gebaut. Dank des großen Interesses und der ständig steigenden Nachfrage nach Blüthner-Instrumenten verfügt die Firma heute über ein weltweites Vertriebsnetz, mehreren Tochtergesellschaften u. a. in den USA, Großbritannien, Russland, Frankreich, den Niederlanden sowie Servicezentren im asiatischen Raum. 2003 feiert die Firma Blüthner 150jähriges Jubiläum. Seit 1853 sind mehr als 150.000 Instrumente produziert worden.