Hoyerswerda
Sonderausstellung: „a BIT of ART“ - Der Computer als Medium des Künstlers
Am 19. September 2021 wurde die Ausstellung „a BIT of ART“ - Der Computer als Medium des Künstlers im ZCOM Zuse-Computer-Museum in Hoyerswerda eröffnet. Die Sonderausstellung beleuchtet am oder mit dem Computer entstandene Kunst und vereint durch die Auswahl der Protagonisten europäische Computerkunst zwischen den 1960er und 1990er Jahren auch über den Eisernen Vorhang hinweg:
Die gegenwärtige Benutzung des Multifunktionswerkzeugs Computer ist geprägt von dessen Allseitigkeit. Es ist wohl kaum ein Bereich denkbar, für den keinerlei Anwendungen existieren. Doch diese Benutzerfreundlichkeit ist das Resultat einer Entwicklung, die für die Anfänge nicht galt. Zugang zu den großen und teuren Rechenmaschinen in den 1960er Jahren hatten nur Wenige, denn Rechenzeit war teuer. Und doch fanden sich schnell Menschen, die diese Technik über ihren eigentlichen Verwendungszusammenhang hinaus, dem Ausführen mathematischer Berechnungen, nutzen wollten. Denn neben den Rechenmaschinen entwickelten sich auch Peripheriegeräte wie die programmgesteuerte Zeichenmaschine Z64 der Zuse KG, die über Lochstreifen gesteuert, vorerst meist technische Zeichnungen plottete.
So war es Frieder Nake, der am Rechenzentrum in Stuttgart Programme erstellte, die eine Ausgabe ästhetischer Werke mit Hilfe des Plotters ermöglichten. 1965 erfolgte eine erste Ausstellung, die Kunst aus dem Computer zeigte. Jene Werke waren aber nicht das Resultat einer künstlichen Computerintelligenz, sondern geprägt von einem im Vorfeld formulierten Algorithmus, der von der Rechenmaschine interpretiert, durch einen Plotter auf Papier gebracht wurde. Es entstanden aber keine linear vorhersagbaren Werke, sondern Elemente des Zufalls wirkten sich auf die Ästhetik des Kunstwerks aus. Schnell entstand eine Kunstszene, deren theoretisches Fundament der Philosoph Max Bense verantwortete. Unabhängig davon entwickelte sich ab 1962 beim tschechischen Künstler Zdeněk Sýkora die Idee, Computertechnik bei der Erstellung seiner Werke einzusetzen. Er erkannte, dass seinen Bildkompositionen ein Regelwerk zu Grunde lag und dass ein Computer zum Lösen solch kombinatorischer Aufgaben geeignet sei. Ein Rechner der Firma Librascope, der LGP-30, lieferte folgend die ausgeklügelten Vorlagen seiner manuell erstellten Bilder. Der in der DDR wirkende Künstler Horst Bartnig nutzte in den 1970er Jahren den sowjetischen Rechner BESM-6 und das tschechische Zeichengerät Digigraf 1612, welches er am Institut für Rechentechnik und Informatik in Berlin Adlershof vorfand, um komplexe Bildfolgen eines ihn beschäftigenden mathematischen Themas zu variieren. Die in Dresden wirkende Bildhauerin Charlotte Sommer-Landgraf entdeckte den Computer als künstlerisches Medium 1988. Am Atari wandelte sie mathematische Prozesse in grafische Strukturen um und fand so neue differenzierte Ausdrucksmöglichkeiten.
Die Ausstellung widmet sich jenen Pionieren, die den Computer als ihr Kreativwerkzeug, als ihren Pinsel verstanden und zeigt Werke von Frieder Nake, Horst Bartnig, Georg Nees, Charlotte Sommer-Landgraf, Zdeněk Sykora und spannt damit einen Bogen, der in den 1960er Jahren der BRD beginnt, den Einsatz von Computern zur künstlerischen Entfaltung in der DDR beleuchtet und auch den Blick in die ČSSR wirft. Gegenwärtige Tendenzen zeigen die Werke von Tom Witschel. Der sächsische Künstler arbeitet als Designer im Designstudio The Constitute und gibt im Rahmen des Fabmobil Workshops im Bereich digital-gestütztem Modellbau und 3D-Druck. Während seines Denkzeit-Stipendiums der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen gestaltete Tom Witschel eine partizipative Kunstinstallation. Mithilfe von parametrischen Gestaltungswerkzeugen entstand ein Algorithmus, der online gesteuert werden kann und somit Grafiken erzeugt, die von einem Penplotter gezeichnet werden können.
Die Ausstellung „a BIT of ART“ ist noch bis 30. Januar 2022 im ZCOM Zuse-Computer-Museum zu sehen.
Weitere Informationen gibt es hier.