lokaltextil – ein Netzwerk für die sächsische Textilproduktion
Ihre Motivation ist es, ein Netzwerk anzubieten, auf dem Akteurinnen und Akteure proaktiv zueinanderfinden. So soll eine sowohl ökologische als auch ökonomische Wertschöpfungskette in der lokalen Textilindustrie entstehen. Zudem soll zum Austausch von Wissen, neuen Ideen, Methoden und Ansätzen angeregt werden. Die Vision der Initiative ist, dass Unternehmen, Institutionen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Künstlerinnen, Künstler und Entrepreneure gemeinsam nach neuen Lösungen für ihre textilen Vorhaben und Produkte suchen, diese lokal umsetzen, miteinander kooperieren und voneinander profitieren.
Zum Team von lokaltextil, das sich selbst als „Initiative in Gründung“ bezeichnet, gehören Eva Howitz, Marcus Pester-Weissbach, Alwina Pampuch, Lena Seik sowie Frieder Weissbach. Auf ihrer Internetseite, in Workshops und anderen Formaten informieren sie über die vielfältigen textilen Produktionsmöglichkeiten direkt vor unseren Haustüren, über ihre Herkünfte, ihre Perspektiven sowie über die Macherinnen und Macher, die sich dahinter verbergen.
„Die Textilindustrie in Sachsen hat eine jahrhundertelange Tradition. Erstaunlich ist, dass trotz großer Umbrüche noch heute 540 kleine und mittelständische Unternehmen aktiv sind. Auch erstaunlich sind die Varianz und Fülle der textilen Produktionsmöglichkeiten. Es existieren Webereien verschiedensten Schwerpunktes, Spinnereien, Veredlerinnen und Veredler, Handwerkerinnen und Handwerker, zudem eine Vielzahl von Museen und Archiven, aus denen man für die Zukunft lernen kann und deren Inspirationen schier unausschöpflich sind.“, meint Geschäftsführerin Eva Howitz zur Textilindustrie in Sachsen. Die Initiative vernetzt lokal Schaffende aus Traditionshandwerken, Innovationsunternehmen und kreativen Bereichen miteinander und machen entstehende Synergien nutzbar. „Wir denken global und agieren lokal. In Sachsen ist unsere Arbeit am ehesten mit landwirtschaftlichen Kooperativen zu vergleichen. Ihnen gelingt es, Nahrungsmittel so lokal wie möglich anzubauen und weiterzuverarbeiten. Das Funktionieren dieser Kooperativen zeigt ein sich stärkendes Bewusstsein der Konsumentinnen und Konsumenten.“, so Howitz weiter.
Im Textilstandort Sachsen liegt die Besonderheit in der Kombination aus Maschinenbau und Vielfältigkeit der textilen Produktionsmöglichkeiten. Marcus Pester-Weissbach erklärt: „Sachsen hat schon immer eine lokale Produktionsstruktur. Auch zu DDR-Zeiten war es möglich, den gesamten textilen Produktionsprozess in Sachsen abzubilden. Trotz des Wegfallens von mehr als 300.000 Arbeitsplätzen, gibt es immer noch 16.000 Beschäftigte in der Textilbranche Sachsens. lokaltextil möchte die komplexe lokale Wertschöpfungskette reaktivieren.“
Mit dem gebündelten Knowhow entwickelt lokaltextil nachhaltige Produkte, die zeitgemäße Mehrwerte schaffen. Gleichzeitig werden Projekte ins Leben gerufen, die das Bewusstsein der KonsumentInnen für das Handwerk und den Umgang mit Ressourcen stärken sollen. Den Anfang wird die Kinderlinie „Rudis - Cool, Gesund und Fair“ machen, für welche nur nachhaltige Stoffe eingesetzt werden. Das Credo ist, alle Arbeitsschritte so lokal wie möglich durchzuführen und den gesamten Arbeitsprozess zu dokumentieren. „Hier geht es uns darum, vom Garn bis zum fertigen T-Shirt alle Schritte transparent zu machen. Zeitgenössisch ist das, weil Basics die einzigen Kleidungsstücke sind, die heute noch neu gekauft werden sollten. Zeitgenössische Mode bzw. textile Produkte herzustellen, heißt für uns in erster Linie ein Höchstmaß an Transparenz und Nachhaltigkeit abzubilden. Auch um anderen Designerinnen und Designer, Institutionen, etc. ein kluges Sourcing für textile Produkte mit kleinstmöglichen CO2-Fußabdruck zu ermöglichen. Wir sehen uns also als Demonstrator für lokales Produzieren.“, erklärt Alwina Pampuch.
In dem Langzeitprojekt „Kosmos-Leinen“ wird der Versuch gewagt, selbst Leinen anzubauen. Dabei wird die komplette Wertschöpfungskette von der Flachspflanze bis zum fertig verarbeiteten Gewebe dokumentiert und erfahrbar gemacht. Ergänzend entsteht mit dem Leipziger Modelabel „howitzweissbach“ eine kleine Serie mit Stoffen aus der Leinenweberei Hoffmann aus Neukirch. Außerdem geplant sind Projekte zum Thema Textilfärbung mit natürlichen Kolorierungen, welche eine Alternative zu herkömmlichen Druck- und Färbemethoden darstellen sollen. In weiteren Projekten werden Recyclingverfahren an Textilien getestet und erforscht. In Kooperation mit dem Sächsischen Textilforschungsinstitut in Chemnitz sollen die Forschungsergebnisse anschließend in lokalen mittelständischen Unternehmen zum Einsatz kommen und somit zu einem zukunftsfähigen und nachhaltigen Wirtschaften beitragen.
Das Team von lokaltextil wünscht sich für die Zukunft eine enge Zusammenarbeit mit allen Unternehmen, die nachhaltig produzieren möchten. „Unsere Vision für die nächsten Jahre ist die Steigerung der Sichtbarkeit unserer Partnerinnen und Partner sowie der Aufbau stabiler lokaler Wertschöpfungsketten. Diese können sowohl in Sachsen, aber auch über die Ländergrenzen hinaus nutzbar sein. Beispielsweise sollten textile Merchandise-Produkte nicht per Containerschiff aus China kommen, sondern das hier ansässige Know-how nutzen und so bewahren. Durch Information und Projekte sensibilisieren wir sowohl Konsumentinnen und Konsumenten als auch Produzentinnen und Produzenten für die Wichtigkeit und den Nutzen einer lokalen Textilproduktion. Im besten Fall tragen wir so zu einem nachhaltigen Konsumverhalten bei.“
Mehr zu lokaltextil gibt es hier: www.lokaltextil.de