„Industriekultur im Hier und Jetzt“

Diskussionsrunde: Was bringt’s dem Osten?

Sachsen hatte sich im Jahr 2020 der Industriekultur verschrieben und ihr eine umfangreiche Landesausstellung gewidmet. 2021 feiert Brandenburg seine Industriekultur mit einem Themenjahr. Was die Beschäftigung mit Industriekultur dem Osten eigentlich bringt, hinterfragte nun eine Diskussionsrunde, die im Rahmen der Werkschau 2021 stattfand. Neben der Geschäftsführerin vom Kulturland Brandenburg, Brigitte Faber-Schmidt, und dem Referatsleiter für Strukturwandel und Industriekultur, Europa und Internationales beim Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus, Gordian Meyer-Plath, nahm auch Sophia Littkopf an dem Gespräch teil. Sie ist Referentin für Industriekultur und Bildende Kunst bei der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen und war Projektleiterin des Jahres der Industriekultur 2020 in Sachsen.

Für Sophia Littkopf hat die Industriekultur auch nach dem Themenjahr im Freistaat nicht an Bedeutung verloren: „Die Industriekultur ist nicht nur das, was gestern war. Sie bildet ein Fundament für das, was heute ist und morgen sein kann.“ Industriekultur prägt und verbindet. Das zeigen auch die zahlreichen Projekte, die seit 2015 durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen in einer eigenen Sparte gefördert werden. Um die Industriekultur weiter zu stärken, sei aber die Gründung eines Interessenverbandes essentiell, ist Sophia Littkopf überzeugt. Bereits im Oktober 2020 fand hierzu ein Workshop statt. Im Sommer diesen Jahres soll es eine zweite Runde geben mit dem Ziel, dann einen Landesverband für die Industriekultur in Sachsen zu gründen. Herausforderung sind dabei mit Sicherheit die Vielfältigkeit der Sparte und die vielseitigen Interessen der Akteure, die es zu vereinen gilt. Denn die Industriekultur befindet sich in einem sehr interessanten Spannungsfeld aus Historikern, Tourismusverbänden, Archiven, Kulturschaffenden und Kreativen sowie nicht zuletzt ehemaligen Arbeitern und Arbeiterinnen, deren Biografien und Identitäten eng mit der Industriekultur verknüpft sind.

Auch Gordian Meyer-Plath begrüßt die Idee eines Interessenverbandes und sieht in der Industriekultur viel Potential, um die Region über den Strukturwandel und damit verbundene Fördertöpfe zu stärken. Auch könne über solch einen Verband das Bewusstsein für Industriekultur und die Möglichkeiten, die sie eröffnet, in den Vordergrund gerückt werden.

Das Themenjahr in Brandenburg startet im Juni 2021. Brigitte Faber-Schmidt sieht darin die Möglichkeit, nicht nur Vergangenes wiederzubeleben, sondern auch Unternehmen und Innovationen zu präsentieren, die für die Industriekultur im Hier und Jetzt stehen. Unternehmerisches Denken sollte in der kreativen und kulturellen Arbeit mehr Gewicht haben, meint Faber-Schmidt.

Aber auch in Bezug auf den gesellschaftlichen Diskurs eröffnet die Industriekultur neue Wege für die neuen Bundesländer. Vielerorts ist die Familiengeschichte und die regionale Identität eng mit der Industriekultur verbunden; sie wirkt identitätsstiftend und kann so Selbstwert generieren und neue Perspektiven aufzeigen. Sophia Littkopf sieht im Strukturwandel neue Gestaltungsmöglichkeiten und Chancen für die Menschen vor Ort, aktiv mitzuwirken, um das gesellschaftliche Selbstbewusstsein zu stärken.

 

Durch das Gespräch führte Claudia Muntschick vom Landesverband der Kultur- und Kreativwirtschaft Sachsen e. V. 

Die Veranstaltung ist Teil der Reihe INDUSTRIEKULTUR FÜR ALLE im Rahmen der WerkSchau 2021 in Kooperation mit der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. Hier die Links zu den Veranstaltungen und Videos. 

17. April 2021 Industriekultur – Was bringt’s dem Osten?

24. April 2021 Industriekultur – Wenn’s stinkt und pufft?

1. Mai 2021 Industriekultur – Was tun mit dem Potentzial?

 

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