Gleichstrom in Freiberg

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09599 Freiberg
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Elektrische Versorgungsnetze, mit Gleichstrom betrieben, sind nirgends mehr vorhanden. Sie entstanden, als die Wechselstromtechnik noch unvollkommen entwickelt war. Demnach wäre es wohl falsch, von einem „unmodernen“ Stromsystem zu sprechen. Falsch ist es in jedem Fall, derart eine technischem Fortschritt im Laufe der Zeit erlegene Energieanlage zu bezeichnen. Versorgungsnetze aller Art gehören nicht zur Mode; sie altern hinsichtlich der angewandten Technologie, die durch eine andere, jüngere, ersetzt wird. Sie sind aber nicht Ausdruck eines „Geschmacksempfindens“ seitens ihrer Initiatoren und Erbauer. Daß „Geschmackliches“ dennoch Bestandteil der Anlagen sein kann und sie dort durchaus gemäß der zeitgenössischen „Mode“ unsere Sinne ansprechen, ist nicht zu leugnen. Dazu gehören bauliche Hüllen und, da wir es hier mit elektrischen Netzen zu tun haben, auch die Tragorgane von Leitungen.

Zu historischen Städten fallen den Betrachtern eine Menge von charakterisierenden Begriffen ein, die allesamt zu Elementen der Denkmalpflege gehören. Diese Städte – eigentlich auch bloß „die Altstadt“ – sind schön, anheimelnd, gemütlich, gepflegt, romantisch usw. Aus diesen Gründen werden sie auch vermarktet, wobei die Wissens- bzw. Bildungsvermittlung zum Zusammenhang von Struktur, Funktion und Erschei-nungsbild die geringste Bedeutung hat. „Noch“ interessante historische Kategorien sind Mühlen, manchmal Brücken, im Falle Freibergs Bergwerksanlagen. Und dann hört es beinahe auf. Daß große Städte nicht nur ganz Altes verkörpern, sondern auch noch Weiteres bis heute hinzukommt, taucht günstigstenfalls in Denkmallisten auf. Wirkliche Wege zu beispielsweise Bauten der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts oder zu denjenigen technischen Altanlagen, die das Ausprägen der Städte seit 1900 deutlich mitbestimmen, werden offiziell nicht gewiesen. So hat eben auch Freiberg seine Gleichstromanlagen – Kraftwerk, Straßenbahndepot, Netzelemente – noch in allerjüngster Zeit beseitigt. Sie waren weder Gotisch noch besaßen sie Renaissanceportale. In einer Stadt, die aufs Alte hält, ist das eben nur Schrott!

Mit gesammeltem Gut will diese Ausstellung diesem Paradoxon in einer Industriestadt entgegenwirken. Sie schließt dabei den Wunsch ein, auch vom Heutigen möchte vieles bewahrt bleiben und zum Bewußtsein der künftigen Menschen dringen!