August Wellner Söhne
08280 Aue
Die 1854 von Christian Gottlieb Wellner gegründete Argentanfabrik nutzte zunächst die Gebäude einer ehemaligen Zinnschmelzhütte. Das Unternehmen etablierte sich als führender Hersteller von Besteck und metallenem Tafelgeschirr aus dem in Aue entwickelten Argentan („Neusilber“).
Anstelle der Schmelzhütte errichtete das Unternehmen zwischen 1884 und 1900 einen Neubaukomplex bestehend aus Fabrikhallen, Gießerei, Walzwerk sowie Produktions- und Verwaltungsgebäuden. Die überwiegend vierstöckigen Gebäude standen zwischen Wettinerstraße, Auerhammerstraße, Industriestraße und Marie-Müller-Straße. Mit den Hofflächen nahm das Fabrikareal rund zwei Hektar ein. Die anspruchsvoll gestalteten Gebäude erfüllte eine wichtige Funktion im Firmenmarketing. Einerseits sind die Firmensignets und Produkte in der Fassade sichtbar, andererseits wurden Bilder des Gebäudes im Marketing eingesetzt, so als zentrales Gestaltungsmotiv in der Aktie von 1913.
Zur Wellner-Fabrik gehörte auch eine Werkssiedlung, die ab 1929 mit Unterstützung des Unternehmens durch die der Erzgebirgischen Wohnungsbau- und Siedlergesellschaft in den Ortsteilen Neudörfel und Lößnitz errichtet wurde.
Ab den 1990er Jahren stand das denkmalgeschützte Gebäudeensemble zu großen Teilen leer. Verschiedene Nutzungsideen zerschlugen sich, das Areal entwickelte sich zunehmend zu einer Industriebrache. Daraufhin wurden große Teile der Produktionsanlagen zwischen 2013 und 2015 abgerissen.
Ein Totalabriss dieses industriekulturell bedeutsamen Ensembles konnte jedoch verhindert werden. Die stadtbildprägenden Gebäude werden durch die Stadt Aue erhalten, schrittweise saniert und einer neuen Nutzung zugeführt. Das Eckgebäude Marie-Müller-Straße/Industriestraße wurde bereits verkauft und bis 2015 saniert. Von den anschließenden Gebäudeteilen wurde bis 2016 zunächst die Gebäudehülle denkmalgerecht saniert. Das 1924 errichtete Verwaltungs- und Sozialgebäude wird bereits seit längerer Zeit als Verwaltungsgebäude, derzeit als Außenstelle des Landratsamtes des Erzgebirgskreises genutzt. Der ursprünglich vorhandene Verbindungsgang über die Straße ins Werk wurde 2006 abgetragen.
Mit den Weller-Werken ist die Stadt Aue Teil des Netzwerks Zukunftsraum Industriebau.